Wednesday, April 16, 2025
Die kleine Zentrierständerberatung
Zentrierständer gibt es viele und in allen Preisklassen. Im Prinzip geht es auch ohne (alte Gabel und 2 Kabelbinder oder so), aber wenn man das öfter macht, ist so ein Gerät sinnvoll.
Ich zeige stellvertretend 4 Geräte und erläutere, was ich daran gut oder schlecht finde.
#1 “Die Schere”
Parktool T2 Klon, 2 Arme gehen scherenartig auseinander, Ein Fühlerpaar ist immer automatisch mittig ausgerichtet.
Vieles ist wirklich gut an diesem Gerät. Insbesondere ist das Zentrieren für Anfänger sehr leicht erlernbar:
Einfach das Rad in Rotation versetzen, solange die Fühler zusammendrehen, bis es kratzt.
Dann verdreht man die Nippel, dort wo es kratzt.
Und von vorn. Und immer so weiter, bis es links und rechts durchgehend kratzt.
Die Beratung könnte hier zu Ende sein, hätte das Gerät nicht ein prinzipielles Problem:
Das Fühlerpaar ist leider in vielen Fällen NICHT mittig. Es ist Spiel im System, die Arme treffen schräg auf unterschiedlich geformte Achsmuttern und die Mittigkeit ist abhängig davon, wie fest das Laufrad eingespannt wird.
In der Praxis ist das hiermit zentrierte Laufrad OK, aber leider nicht ganz mittig. Man dreht dann am Ende nochmal ein paar Runden um die Felge nach links oder rechts zu versetzen. Das nimmt die Motivation vorher schon exakt zu arbeiten und nervt einfach.
Man kann die Mittigkeit justieren, aber es wird aber systembedingt nie für alle Breiten und Achsarten gleich gut justiert sein. Schade.
Ein Zweiter Punkt:
Es wäre hier eigentlich unnötig mit einer Zentrierlehre zu arbeiten, da das Gerät die Mittigkeit anzeigen kann (soll). In der Praxis braucht man eine solche aber leider doch.
#2 Der Parallele
Eine zweite Gattung verzichtet auf eine automatische Mittenanzeige, dafür sind die Arme parallel:
Vom Scherenprinzip kommend, ist man zunächst ratlos, dass man ein Rad einlegt, es rotieren lässt, einen Schlag sieht/hört, aber nicht angezeigt bekommt, in welche Richtung man den Schlag wegzentrieren muss. Sofort beginnt man zu messen “Wo ist die Mitte”. Das ist aber gar nicht nötig.
Dank der parallelen Arme gibt es aber einen sehr einfachen und guten Trick: Man merkt sich eine Stelle der Felge (z.B. das Label) und spannt das Rad andersherum wieder ein. Sofort sieht man, ob der Fühler an der gleichen Stelle jetzt im Weg ist oder eine Lücke zeigt. Somit wissen wir, wohin sich die Felge bewegen soll.
In der Praxis wird immer mal wieder gedreht, weil man unsicher ist. Eigentlich würde sogar ein Fühler ausreichen. Die Verstellung der Fühler ist hier nicht so elegant - die Fühler von #1 sind federbelastet, d.h. man kann sie so einstellen, dass sie über einen längeren Weg anliegen (kratzen).
#3 Der Eigenbau
Roger Musson hat nicht nur ein Buch zum Laufradbau geschrieben, sondern zeigt darin auch einen Eigenbau:
Sieht aus wie ein Witz. Aus Holz und mit 2 Lehren, die einfach auf der Platte stehen.
Es ist aber wohlausgedacht. Es ist überhaupt nicht wichtig, dass die Holzteile akurat und winklig sind - der Zentrierständer funktioniert am Ende trotzdem. Das mit den Lehren auf der Platte hat den Vorteil, dass sie super einfach und schnell zu platzieren sind.
Auch hier sind die Arme wieder parallel (Umschlagen des Rades möglich). In meinem Eigenbau nach diesem Vorbild habe ich recht massive, V-förmige Ausfaller verbaut.
Die sind zusammen mit dem Zentrierständer so stabil, dass man das Laufrad gar nicht festspannen muss. Man kann es zur Mittigkeitüberprüfung also einfach rausnehmen und anders herum wieder einlegen. Diese V-Ausfaller sind geeignet für alle möglichen Achsen - auch dicke Steckachsen.
#4 Die Referenz
P&K Lie baut seit Jahren einen sündhaft teuren Zentrierständer.
Sie haben sogar eigens logarithmische Uhren entwickelt.
Das Zentrieren hiermit funktioniert nicht iterativ, wie bei den Modellen bisher. Das Rad wird eingespannt, der Ständer eingestellt und man dreht die Nippel entlang der Anzeigen der Uhren direkt auf Zielwerte.